Heiner Wemhöner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Heiner Wemhöner (2014)

Heiner Wemhöner (* 13. August 1950 in Herford) ist ein deutscher Unternehmer und Kunstsammler. Seit 1979 baute Heiner Wemhöner kontinuierlich die Firma Wemhöner Surface Technologies zum Weltmarktführer im Maschinen- und Anlagenbau zur Veredelung von Holzwerkstoffen aus. Das nunmehr in der 4. Generation geführte Familienunternehmen begeht 2025 sein 100-jähriges Jubiläum. Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit tritt Heiner Wemhöner als Sammler und Förderer von Kunst und Kultur in Erscheinung. Die Sammlung Wemhöner umfasst rund 1700 Werke zeitgenössischer Kunst.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heiner (Rufname für Heinrich) Wemhöner ist eng verbunden mit der Stadt Herford, die Geburts- und Wohnort, Sitz des Familienunternehmens und Schwerpunkt des Engagements der „Stiftung Wemhöner“ ist.

Nach Abitur, Wehrdienst und Wirtschaftsstudium mit Abschluss Diplom-Ökonom trat er 1979 in die „Heinrich Wemhöner Maschinenfabrik“ (heute „Wemhöner Surface Technologies“) ein und wurde 1987 Geschäftsführender Gesellschafter.[2]

Im Oktober 2021 beschloss der Stadtrat Herford, Heiner Wemhöner, wie schon seinen Vater Heinrich Wemhöner zuvor, zum Ehrenbürger der Stadt Herford zu ernennen. Aktuell ist er damit der einzige Ehrenbürger Herfords, da alle vorherigen Ehrenbürger verstorben sind und die Ehrenbürgerschaft mit dem Tod erlischt. Zuvor hatte Heiner Wemhöner bereits die Ehrenbürgerschaften der chinesischen Stadt Changzhou und der Provinz Jiangsu, in der die Stadt liegt, erhalten.[3]

2022 verlieh Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Heiner Wemhöner für seine Verdienste um Kunst, Kultur und Völkerverständigung das Bundesverdienstkreuz am Bande. Die Urkunde wurde ihm im Februar 2023 im Museum Marta vom Landrat Jürgen Müller übergeben.[4]

Heiner Wemhöner ist verheiratet und hat drei Kinder.

Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die „Wemhöner Surface Technologies GmbH & Co. KG“ ist ein in vierter Generation inhabergeführter Maschinen- und Anlagenbauer mit Spezialisierung auf die Bearbeitung von Holzoberflächen und Holzwerkstoffen. Gegründet wurde das Unternehmen 1925 von Heinrich Wemhöner. Durch die aufblühende Möbelindustrie im ostwestfälischen Raum entwickelte sich aus dem Handwerksbetrieb schnell ein Zulieferer für Spezialmaschinen und Anlagen. Neben dem Stammsitz in Herford besteht seit 2007 ein Werk in der chinesischen Millionenstadt Changzhou.[5] Eine dritte Produktionsstätte in Changzhou[6] wurde im Mai 2024 eröffnet. Auf ihren Spezialgebieten gilt „Wemhöner Surface Technologies“ als Weltmarkt- und Technologieführerin.[7]

Stiftung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die „Wemhöner Stiftung“ wurde im Jahr 2000 aus Anlass des 75-jährigen Firmenbestehens gegründet. Die „Wemhöner Surface Technologies“ ist alleinige Stifterin und Heiner Wemhöner Vorsitzender des Kuratoriums. Die Stiftung förderte zunächst Wissenschaft und Forschung, insbesondere die Aus- und Weiterbildung des Ingenieurnachwuchses. Die Stiftungsziele wurden in Zusammenarbeit mit dem Marta Herford hin zur Förderung von Kunst und Kultur weiterentwickelt. Seit 2014 wird in zweijährigem Rhythmus der „Marta-Preis der Wemhöner Stiftung“ für zeitgenössische Kunst ausgelobt.[8] Neben dem Preisgeld wird den Preisträger*innen auch die Produktion eines neuen Werks für die Sammlung Marta ermöglicht. Die Auszeichnung wird während der Eröffnung einer Einzelausstellung verliehen und umfasst zudem die Produktion eines begleitenden Katalogs.

Kunstsammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die „Sammlung Wemhöner“ ist eine Privatsammlung zeitgenössischer Kunst und umfasst gegenwärtig rund 1700 Arbeiten. Der Fokus liegt neben Malerei, Skulptur und Fotografie auf internationaler Videokunst. Einen Schwerpunkt innerhalb der Sammlung nimmt seit nunmehr anderthalb Jahrzehnten die chinesische Gegenwartskunst ein. Unter dem Titel „Einblicke in die Sammlung Wemhöner“ wurde vom 23. März bis zum 18. Mai 2014 eine Auswahl in den ehemaligen Galerieräumen von Max Hetzler in Berlin erstmals öffentlich gezeigt.[9][10] Seitdem folgten weitere bedeutende Präsentationen, darunter die Deutschlandpremiere von Yang Fudongs 5-Kanal-Installation „New Women“ (2018), die Videoausstellung „Hypervisuality“ (2019) im Palazzo Dugnani in Mailand sowie „Focus China“ (2021) im Mönchehaus Museum in Goslar und „Isaac Julien: Playtime“ (2023) im Palais Populaire in Berlin.

Die Sammlung Wemhöner ist nicht nur durch Ausstellungen präsent, sondern legt auch großen Wert darauf, die gesammelten Kunstwerke an Institutionen auszuleihen und durch Publikationen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zu den Künstlern zählen unter anderem Georg Baselitz, Daniel Richter und Ernesto Hernandez. Neben dem Schwerpunkt auf chinesischer Kunst und Videokunst zeichnet sich die Sammlung durch bedeutende Werke von Künstlerinnen wie In Sook Kim, Jorinde Voigt, Bettina Boustchi, Monica Bonvicini und Valie Export aus. Für die fachgerechte Magazinierung der umfangreichen Kunstsammlung entsteht derzeit ein Schaudepot in Herford, das ab Sommer 2025 für die Öffentlichkeit mit temporären Projekten zugänglich gemacht werden soll.

Seit 15 Jahren wird die Sammlung von Philipp Bollmann kuratiert, der die bisherigen Ausstellungen sowie über 50 Publikationen zur Sammlung Wemhöner konzipiert und umgesetzt hat. Gemeinsam mit Heike Höcherl, seit 2024 im Team, werden die Sammlung und ihre Vermittlung an die breite Öffentlichkeit kontinuierlich weiterentwickelt.

Bauprojekt eines Kunst- und Kulturzentrums in Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach langer Suche hat Heiner Wemhöner ein historisches Gebäude in Berlin erworben. Das ehemalige Ballhaus in der Hasenheide 13 in Kreuzberg wird seit Sommer 2023 von David Chipperfield and Architects behutsam saniert. Das zukünftige Gebäude, eingerahmt an der Vorder- und Rückseite von zwei rektangulären transparenten Riegelbauten sowie einem formal identischen Gartenpavillon, soll zu einem offenen Kunst- und Kulturraum werden, in dem neben temporären Ausstellungen zu relevanten Themen und künstlerischen Positionen auch Dialoge mit anderen Ausstellungshäusern sowie interdisziplinäre Veranstaltungen stattfinden. Das ehemalige Ballhaus soll auf diese Weise zu einem lebendigen Kulturort werden, in dem der Austausch und die Partizipation an bildenden und darstellenden Künsten ermöglicht werden.

Weblinks

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „About a Painting“, Buch und Ausstellung der Sammlung Wemhöner, Galerie Judin, 20.- 21. April 2016, in: Internetauftritt „Art at Berlin“, abgerufen am 18. Juni 2017
  2. „Lokalpatriotischer Weltbürger“, Neue Westfälische (Herford), nw-news, 13. August 2010, abgerufen am 17. April 2014
  3. Natalie Gottwald: Unternehmer Heiner Wemhöner ist Herfords neuer Ehrenbürger. Abgerufen am 2. Oktober 2021.
  4. Herforder Unternehmer und Kunstförderer erhält Bundesverdienstkreuz, westfalen-blatt.de, 21. Februar 2023
  5. Peter Steinert: Wemhöner stärkt den Standort Herford. In: Herford. (nw.de [abgerufen am 10. März 2018]).
  6. International - Wemhöner Surface Technologies. Abgerufen am 23. Mai 2024.
  7. Wer-zu-wem: Wemhöner, abgerufen am 17. April 2014.
  8. „Marta Preis der Wemhöner Stiftung“
  9. „Kunst will gesehen werden – Die Sammlung Wemhöner in den Osramhöfen“, art in berlin – online magazin vom 25. März 2014, abgerufen am 17. April 2014
  10. Christiane Meixner, 10 Jahre Gallery Weekend Berlin – Wellen und Werke, in: Der Tagesspiegel vom 3. Mai 2014, abgerufen am 1. Juni 2015